Ich möchte mich im Voraus für diesen sehr langen Bericht entschuldigen aber es war eine sehr emotionale, spannende und ermüdende Relegation und beim Schreiben flogen meine Finger nur so über die Tastatur oder wie Goethe zu sagen pflegte: “die Wörter sprießen von selbst aus meiner Feder” und ich möchte den Lesern eine möglichst detailgetreue Berichterstattung geben. Also, einfach lesen und genießen!!
Die reguläre Saison ist beendet und die Tabellenplätze standen fest. Zweiter! Den direkten Aufstieg hatten wir damit verpasst und mussten nun in die Relegation und dort in nochmal in zwei Punktspielen gegen die Tabellenzweiten der anderen Staffeln antreten. Die Spiele sollten am 30.04.16 in der Paul-Heyse-Straße stattfinden (13 Uhr gegen Blau Gold und 16 Uhr gegen Düppel) Leider musste der TTC Blau Gold im Vorfeld absagen, sodass es für uns hieß: Nur noch ein entscheidendes Spiel gegen Düppel und dann aufsteigen. Wir wussten vorher schon, dass es verdammt schwer wird, da bei Düppel oben zwei Leute spielten, die bis Dato noch kein Einzel verloren hatten. Selbst wenn alles perfekt laufen würde, rechneten wir im besten Fall nur mit einem 9:5 Sieg, dennoch kam alles ein bisschen anders....
13 Uhr, die Spieler sind mehr weniger eingespielt, motiviert und heiß, die Aufstellung wurde verlesen und die Doppel begannen. Marius/Hannes - unserer solides 1er Doppel - spielten konzentriert und bewiesen ihre Stärke. Nach 4 Sätzen hatten wir unseren ersten Punkt! Sven/Chris spielten zum ersten Mal miteinander und sollten die starken Heise/Iskine ein wenig Ärgern. Diese gelang ihnen auch, denn immerhin holten sie einen Satz und wir zeigten damit, wir haben zwar Respekt vor den Zwei mit der Hammer-LPZ, aber werden nicht aufgeben und kämpfen. Nebenbei ist noch zu erwähnen, das Sven schon nach dem 4. Ballwechsel es schaffte, seinen Schläger zu zerstören (aus versehen natürlich {und once in his lifetime}) und somit den ganzen Tag nicht mit seinem richtigen Schläger spielen konnte. Ein herber Rückschlag für Sven und vielleicht sogar ein schlechtes Omen gegen den Aufstieg ?! (definitiv ein Fall für Galileo Mysterie).
Kien/Fabian mussten nun ran und sollten unbedingt punkten, damit wir wieder in Führung gehen würden. Diese Aufgabe lösten beide auch in 4 knappen Sätzen und so stand es immerhin bereits 2:1 nach den Doppeln, ein Ergebnis das uns selbst in der Staffel nur selten gelang. Als Kien und Fabian mit ihrem Doppel fertig waren, ging Chris Einzel gerade in den 5. Satz. Bei den Vorbereitungen zur Relegation haben wir uns immer gesagt, dass oben wahrscheinlich 0:4 gespielt wird, aber Chris kann auch noch ein paar Ligen höher spielen und vielleicht konnte er den starken Iskine ärgern. Der fünfte Satz war sehr hart umkämpft und beide Spieler zeigten Bälle mit hoher Qualität. Am Ende war es aber doch Chris der das Spiel für sich entschied und uns die 3:1 Führung bescherte. Ein Punkt mit dem niemand - außer vielleicht Chris selbst - gerechnet hatte und noch eine äußerst signifikante Rolle spielen sollte . Die Stimmung an der Bande war jetzt natürlich fabulös, die gut 15 Zuschauer die zur Unterstützung gekommen waren klatschten lautstark und machten ordentlich Stimmung. Vereinzelt sprach man sogar vom Ajax-Kessel, wir waren jetzt drin im Punktspiel und wollten unbedingt den Aufstieg!!!
Hannes war nun dran und durfte sich Johannes Heise stellen. Hannes spielte gut mit, konnte Heise sogar einen Satz abknöpfen, war aber doch unterlegen - trotzdem gut gekämpft! Zeitgleich spielte Sven am Nebentisch gegen den 4er von Düppel mit Kien seinem Schläger, da sein eigener bereits auf dem Weg nach Walhalla war. Sven dominierte das Spiel und gewann souverän, eine beachtliche Leistung von Captain Neutert. Marius trat nun gegen den jungen Girra an, ein schweres Spiel und äußerst wichtig denn eigentlich mussten ja unten und in der Mitte alle Punkte unsere sein. Girra bewies aber seine Stärke und zurecht seine Ambitionen höher spielen zu können und schlug Marius 3:0. Nun mussten Fabian und Kien ran, sie beide auf jeden Fall punkten, wenn hier heute was gehen sollte. Eine schwere Aufgabe, die vor allem mentale Stärke von beiden Spielern abverlangte, da spielerisch sich bereits gezeigt hatte, dass Kien aber vor allem auch Fabian deutlich besser waren. Couragiert und motiviert lösten beide ihre Mission und gewannen ihre Einzel jeweils 3:1 und sorgten somit für einen Zwischenstand von 6:3 nach der erste Runde der Einzel...
Es sah gut aus oder wie Hannibal nach seiner Reise über den Alpen kurz vor Rom sprach: “Das Ziel ist nah!”. Jetzt war Chris wieder dran und konnte heute die Sensation schaffen, wenn er nun auch noch sein zweites Einzel gewinnen würde. Chris gab alles und kämpfte, musste sich aber nach 4 sehr very engen Sätzen geschlagen geben, trotzdem eine sehr starke Leistung von Chris der seinen Gegner bis an die Grenze zwang. Hannes trat nun gegen den 2er Iskine an und hatte doch Hoffnung, da Iskine doch viele Fehler gegen Chris gezeigt hatte und so der Gedanke aufkam, dass da doch etwas geht. Er spielte mutig mit und war keinesfalls unterlegen; mit der lautstarken Unterstützung an der Bande ging es dann in den 5. Satz. Auch dieser Satz war hart umkämpft und als Hannes beim Stand von 9:10 mit einer typischen Krücke zum 10:10 ausglich dachte viele schon: “Ok, das wars, dieses Spiel kannst du Hannes nicht mehr nehmen!”. Tja .. Leider kam es dann doch anders und Hannes verlor dieses Einzel sehr knapp... Schade! Sven war nun wieder dran und musste sich dem starken Girra stellen. Zwar führte Sven in Sätzen eins und zwei, konnte den “Sack aber nicht zu machen” und verlor dann doch deutlich 0:3; man muss sagen, das die Situation mehr als nur unglücklich war, darf aber auch nicht vergessen dass Girra äußerst stark spielte und seine Leistung nicht geschmälert werden, darf da er absolut zurecht gewann. Leider stand es nach diesen 3 Niederlagen nun 6:6, Düppel hatte aufgeholt und die nächsten 4 Spiele würden über Aufstieg oder eben nicht entscheiden.
Marius und Fabian gingen nun an den Tisch um uns wieder einen Vorsprung zu erarbeiten. Der Druck war auf beiden Seiten natürlich sehr groß, denn das Punktspiel neigte sich dem Ende. Sowohl Fabian als auch Marius gewannen ihre ersten beide Sätze mühelos und man sprach an der Bande schon von einem lockerem 3:0, diese deutlichen Siege wären auch nötig gewesen, denn Conrad und Viet hatten die Sätze gezählt und beim momentanen Stand sähe es für uns schlecht aus sollte das Punktspiel unentschieden enden. Leider verlor Fabian die Schnur im dritten Satz und verlor diesen ziemlich deutlich, der mentale Druck schien ihm zuzusetzen. Nach der Satzpause und den sehr starken und aufbauenden Worten von Thomas war Fabian wieder da: Er musste zwar kämpfen im 4. Satz aber konnte dann doch das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden. Stark 7:6 ..
Noch 2 !! Bei Marius war die Situation ähnlich; nach den ersten zwei Sätzen glaubte eigentlich niemand mehr an ein Come-back des Gegners: doch Marius schaffte es tatsächlich in den nächsten zwei Sätzen den Gegner langsam aber sicher aufzubauen, er spielt ohne Taktik und zudem auch noch dem Gegner in seine starke Rückhandseite, schon stand es 2:2 und es ging in den 5. Satz... Hier ging er sofort 1:4 in den Rückstand und musste sein Time-out nehmen. Kien sprach ruhig auf ihn ein und versuchte ihn aufzubauen. Als nach dem Time-out der Gegner aber mit einem Netzball zum 5:1 erhöhte glaubten viele schon das Spiel ist vorbei, davon erholt sich Marius nicht. Aber Marius kämpfte sich zurück, Punkt für Punkt. 7:6 stand es nun im Satz und der Gegner nahm sein Time-out. Jetzt konnte man auf beiden Seiten nur noch zugucken und hoffen. Marius kämpfte nun wirklich lautstark und biss sich hinein oder wie er selbst gerne sagt: “du musst den Baumstamm aus deinem Arsch ziehen!” . 10:9 stand es nun gegen ihn und der Gegner hatte Aufschlag. Ein langer Aufschlag auf Marius Noppe, sein Return war zu lang und die Anhänger von Düppel jubelten bereits aber nein,halt! Stop! Netz! Marius hatte seinen Arm sofort gehoben und auch Sven hatte Netz signalisiert. Natürlich gab es Protest von Düppel, aber da der sehr faire Gegner nicht wirklich monierte hatte Marius seine zweite Chance bekommen und der Aufschlag wiederholt. Diese Opportunität wusste Marius auch zu nutzen und entschied das Spiel dann 14:12 für sich, TSCHOO, 8:6, noch einen Punkt!
Diesen Punkt sollte Kien nun holen, ausgerechnet Kien, nicht unbedingt ein Freund des mentalen Drucks und der Druck war immens, denn nicht nur war dies das letzte Einzel sondern im Vorfeld hatten einige Leute im Verein gemeint, dass es besser wäre die Jungen Roy oder Viet Ersatz spielen zu lassen, da die eine viel sichere Option wären. Aber Kien wollte spielen und allen zeigen, dass er zurecht hier stand und ein wichtiger Teil der Mannschaft war. Nach vielen aufbauenden Worten von Chris und Fabian ging Kien an die Platte und das letzte Einzel begann: Kien startete gut und nach kurzer Zeit stand es schon 10:3, viele - wahrscheinlich auch Kien - hatten den Satz schon abgeschlossen, dennoch schaffte es der Gegner tatsächlich sich an 10:10 heranzukämpfen... Fassungslosigkeit an der Bande und bei einigen kamen Erinnerungen an das Spiel bei Meteor hoch, wo nach einer 10:3 Führung im 5.Satz der Satz doch noch verloren ging. Nicht jedoch mit Kien, er holte sich diesen Satz “souverän” mit 13:11. Der nächste Satz begann marginal gut, Kien geriet 1:7 in Rückstand und nicht viele glaubten an ein Comeback, aber das ist halt das bizarre am Tischtennissport, manchmal hat ein Spiel mehr Wendepunkte als eine gestauchte Sinuskurve und eine sicher geglaubte Führung schafft man nicht nach Hause zu bringen. Kien spielte eine Serie von 10:2, gewann somit 11:9, verrückt.. Ein Satz noch und der Aufstieg war geschafft. Ich darf vorwegnehmen, es war der letze Satz aber auch dieser war keineswegs einseitig: Punkt für Punkt wurde gekämpft (auch wenn das Spiel qualitativ nicht so hochwertig war, der Gegner machte viele einfache Fehler und Rückschlagspezialist Kien stellte dem Gegner viele Türme hin die der Gegner einschießen durfte) und kein Spieler vermocht es wirklich sich abzusetzen. Dennoch war es Kien der den ersten Satzball hatte bei 10:9, natürlich nutzte er diesen nicht, denn ein Sieg in regulärer Spielzeit wäre auch langweilig gewesen. Nein erst 3 Punkte später bei 12:10 hatte Kien sein Einzel gewonnen und somit das Punktspiel zu Gunsten von AJAX entschieden.
9:6 Da war das Ding ...
Es ist geschafft ....wir waren siegreich!
Kien jubelte Lautstark, und schrie sich die ganze Last aus dem Körper Viet verglich es mit einer Verwandlung zum zweifachen Supersayajin. Die Freude war gigantisch, es wurde gegrölt , geklatscht, man lag sich in den Armen, es war einfach ein exquisit prächtiger Moment. Der Frust der ernüchternden Rückrunde war vergessen, es wurde gescherzt, Marius Sprüchebuch wurde herausgeholt und überall sah man nur Erleichterung.
Die Mannschaft lies den Tag bei den kulinarischen Gaumenkitzlern im Dong Xuan Center ausklingen wo es nicht nur exotische und zungenliebkosende Speisen zu erschmecken galt sondern auch mal einen Blick auf die Asiatische Kultur geworfen werden konnte. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle die mitgekommen sind, um uns anzufeuern bei diesem denkbar knappen Punktspiel. Eure Motivation und Energie hat sich auf uns übertragen und wird nicht vergessen. Die “Köpenicker Ultras” sorgen immer für gute Stimmung.
Aber Spaß beiseite: nicht nur wurde damit der Marshmallow auf dem Sahnehäubchen der heißen Schokolade flambiert, denn unsere Vierte schaffte den Klassenerhalt und mit unserem Aufstieg sind wir in der nächsten Saison von oben bis unten in allen Berliner Ligen vertreten, ein langer Traum des Vereins wird also wahr !! Wie Captain Neutert schon schrieb, war es eine äußerst große Freude in dieser Mannschaft zu spielen, die Chemie stimmt und auch wenn der Abgang von Christian schmerzlich wird, hoffe ich, dass der Kern der Mannschaft zusammen bleibt und wir noch einmal so eine schöne Spielzeit wiederholen können und Spaß haben werden - nur eben ein Liga höher !!!
Tscholee Tscho Tschossa Tscho YEAH !
(Editiert und zum Teil um Fehler bereinigt von Ron)